Einige haben ja noch einen alten iMac rumstehen und brauchen ihn aus welchen Gründen auch immer als Windows-Rechner. Da Windows 7 Pro seit diesem Jahr definitiv nicht mehr auf einen Rechner gehört, haben wir einige Tests mit der Installtion von Windows 10 Pro auf älteren iMacs gemacht. Erfolgreich.
Übersicht der macOS Versionen und eventuelle Abhängigkeiten
Die Fragen sind:
Kann ich auf meinem alten iMac mit Bootcamp ein Windows 10 Pro installieren?
Mit kleinen Einschränkungen bei iMacs mit ATI Mobility Grafikkarten funktioniert das (*1).
Ab welcher macOS Version kann Windows 10 Pro auf Bootcamp mit vorhandenen Bootcamptreiber für die jeweilige Hardware betrieben werden? Siehe unten, wichtig ist: nur auf Intel-iMacs wird Bootcamp unterstützt!
Offiziell sagt Apple:
Vorraussetzung für die Installation von Windows 10 auf einem Mac sind folgende Modelle:
MacBook von 2015 oder neuer
MacBook Air von 2012 oder neuer
MacBook Pro von 2012 oder neuer
Mac mini von 2012 oder neuer
Wir haben das getestet mit iMacs ab 2007. Ab 2009 mit High Sierra war das Installieren problemlos möglich.
Dazu ist es sinnvoll zu wissen, mit welchem macOS man die alte Hardware am besten bespielt.
macOS | Hardwarevoraussetzung für die Installation von macOS Versionen
10.11 El Capitan | iMac ab Mitte 2007 (Updates auf El Capitan sind erst von 10.6.8 aus möglich, notfalls als Zwischensystem installieren)
10.12 Sierra (OS Launch 20.09.2016) | iMac ab 2009
10.13 High Sierra (OS Launch 25.09.2017) | iMac ab Ende 2009 oder neuer
10.14 Mojave (OS Launch 24.09.2018) | iMac ab Ende 2012
10.15 Catalina (OS Launch 07.09.2019) | iMac ab 2012 (nur noch 64bit Apps unter macOS Catalina möglich, T2 Chip Einstellungen beachten)
11.0 Big Sur (OS Launch 12.11.2020) | iMac ab 2014
12.0 Monterey (OS Launch 25.10.2021) | iMac bis 2015 (iMac 16,1/16,2/17,1 – Retina Ende 2015)
13.0 Ventura (OS Launch 10/2022) | iMac bis 2017 (iMac 18,1/18,2/18,3)
14.0 Sonoma (OS Launch 09/2023) | iMac ab 2019 (iMac 19,1/19,2/20,1/20,2/21,1/21,2/M1)
15.0 Sequoia (OS Launch 09/2024) | iMac 24? 2023/24?M1 2021/27?5K 2020/27? 5K 2019/21,5? 4k 2019
EoL und Daten erfährt man hier.
Empfehlung ist aber definitiv mindestens 4GB Ram und ab i5, DualCore ist recht lahm. Eine SSD sollte man mit vorausschauend auch nach mindestens 5 Jahren Betrieb der Ursprungsplatte einbauen lassen.
Update 2020/2021
Achtung: auf Macs mit M1-Prozessor wird es kein Bootcamp mehr geben. Hier kann man nur noch mit Virtuellen Maschinen arbeiten. Das können Lösungen wie Parallels oder Jump Desktop bereits jetzt. VMware hat auch eine Lösung angekündigt, aber nicht geliefert. Gebraucht wird allerdings eine Windows Installationsversion für Arm-Prozessoren, die man bisher nur als kostenloses Entwicklungspaket im Windows Insider Program bekommt. Wie es mit der Lizensierung später aussieht, ist derzeit unbekannt. Ein anderer Weg ist über homebrew und QEMU, damit laufen wohl auch VM-Importe von Intel-Umgebungen durch die Emulationsschicht dieses OpenSource-Tools.
Updates auf ältere MacOS als das zur Zeit aktuelle Big Sur bekommt man immer noch auf der Website von Apple.
Wie installiere ich Windows 10 Pro am besten auf dem iMac unter Bootcamp?
Das kann man natürlich über einen Windows 10 USB Stick. Dazu muss man die Bootcamp Partition mit NTFS formatieren (aus dem Windows Setup heraus).
Falls man bereits eine Bootcamp-Partition mit Windows 10 Pro am laufen hat, ist es am einfachsten mit dem kostenpflichtigen Tool Winclone von twocanoes. Einfach ein Clone von einem bestehenden Windows 10 Pro ziehen und dann siehe Anleitung weitermachen.
Dazu muss man wiederum wissen, welche Version von Winclone auf welchem macOS einsetzbar ist.
Hier eine Übersicht:
Winclone 10 ab 11.0
wurde auch getestet mit 13.2 Ventura:
– wichtig – APFS nicht Volumen erstellen sondern partitionieren mit ausreichend Platz für Bootcamp als FAT32, NTFS spielt Winclone auf
– wenn Kopien von Windows von älteren Bootcamps eingespielt werden, müssen die Bootcamp-Treiber geupdated werden, aber Winclone führt dort durch mit Links zu Hilfeseiten, auf denen alles erklärt ist (Download Treiber über Bootcamp-Assistenten, NTFS Schreibschutz aufheben mit einem Tool über Brew etc..)
Winclone 8 requires macOS 10.14+
Winclone 7 requires macOS 10.12 to 10.14.
Winclone 6 requires macOS 10.11 to 10.13.
Winclone 5 requires 10.9 to 10.12.
Winclone 4 requires 10.9 to 10.11.
Winclone 3 macOS 10.6.8 to 10.10.
Die Installation ist auch auf mehreren Macs möglich, hierzu kann man die Lizenz jeweils deaktivieren, um sie auf dem anderen Mac zu aktivieren.
Alles ohne Gewähr und nur als Tip gedacht. Vorher immer: Backup Backup Backup!
Prinzipiell wird folgendes Vorgehen empfohlen bei iMacs ab 2009 (10,1, Ende 2009), funktioniert aber auch mit iMac Mitte 2007
1. Update auf High Sierra (oder check welche Version max. möglich ist siehe Übersicht oben)
2. alte Bootcamp-Partition über das Festplattendienstprogramm löschen
3. macOS neu installieren (am besten clean install und Updates durchführen)
4. Mit Festplattendienstprogramm die Festplatte partitionieren und eine Bootcamp-Partition mit mind. 50GB als FAT erstellen(*2)
5. ab macOS High Sierra in die Wiederherstellung booten, Terminal aufrufen und die Festplattensicherung ausschalten mit csrutil disable, danach reboot
6. Über Winclone 7 die vorher erstellte Windows 10 Pro Clonedatei auf die Bootcamp-Partition zurückclonen (NTFS wird automatisch formatiert)
Sollte man ein clean install Windows 10 haben wollen, sollte man vor dem Clonen sysprep ausführen (*3).
7. in Bootcamp booten (Alt-Taste bei Start) und alle Windows 10 Updates installieren (hier werden meist auch die Treiber aktualisiert)
Fertig.
(*1)
Bei iMac ab 2009 mit ATI Mobility Radeon HD 4670 kann es zu Problemen mit dem Videotreiber kommen. Er scheint richtig installiert (kein Fehler im Gerätemanager), aber die Auflösung von 1920 x 1080 ist nicht möglich. Workaround ist den Videotreiber zu löschen, dann findet Windows 10 den geeigneten und die Auflösung stimmt. Hier darauf achten, den Videotreiber NICHT über das Windows Update neu zu installieren. Falls das nicht geht, kann man sich hier umsehen: http://strags.com/
(*2)
Erklärung zu Partition Schema – das sind Konfigurationsstandards auf niedriger Hardwareebene, um dem Betriebssystem das Arbeiten mit mehreren Laufwerken (Volumes) beizubringen. Diese werden einfach gesagt dann im Finder angezeigt. Eine physische Festplatte kann mehrere Laufwerke haben. Man unterscheidet hier 3 verschiedene Partition Schematas:
– „Master Boot Record“ das Partitionschema für Windows
– „Apple Partition Map“ das originale Schema für Power PC basierte Macs
– „GUID (aka GPT)“ das neuere Schema für Intel Macs
(*3)
Sysprep ist ein Microsoft Tool, mit dem man für das Clonen von Systemen das Windows vorbereitet (System Preparation).
Zu finden ist es hier: C:WindowsSystem32Sysprep und es wird aufgerufen mit: Sysprep /generalize /shutdown /oobe
Es werden alle eindeutigen Informationen aus der Windowsumgebung entfernt. OOBE heisst Out Of Box Experience. So vorbereitet wird eine Maske nach der Installation gezeigt, in die man Lizenz, User etc eintragen kann.
Mehr hier bei Microsoft selbst nachzulesen.
Früher wurde angenommen, dass die SID eindeutig zu generieren sind, um den Betrieb zu gewährleisten. Das hat der Entwickler von dem bekannten Tool NewSid aber so kommentiert (The Machine SID Duplication Myth (and Why Sysprep Matters). Summa summarum: wird scheinbar nicht gebraucht.
Viel Glück beim Testen!
Hilfen
Bootfähige macOS Sticks
macht man am besten mit dieser Anleitung hier: https://support.apple.com/de-de/HT201372
Gut zu wissen: wenn macOS vom alten Stick oder aus altem Installationsmedium nicht klappt (Version stimmt nicht Fehlermeldung etc), liegt das an abgelaufenen Zertifikaten von Apple und erfordert einen neuen Download über die Links auf der o.g. Seite oder aber das Zurückstellen des Systemdatums.
Startoptionen beim Booten
findet man hier: https://support.apple.com/de-de/HT201255
Am wichtigsten hier sind das Zurücksetzen des SMC (Strom ab für 15 min und dann wieder rein und nach weiteren 5 min erst wieder starten) und der PRAM-Reset (Apfel+Alt+P+R), um gespeicherte Voreinstellungen im Firmwarebereich neu zu laden. Hilft bei sehr vielen Fehlern.